Es gibt kein Fest
in Deutschland, bei dem Gefühle und Spielregeln eine derart
herausragende Symbiose eingehen, wie das Weihnachtsfest. Das gilt trotz
des Umbruchs und des seit Jahren steigenden Konsums. Dabei
manifestieren sich Spielregeln zu Ritualen. Gefühle sind das Ergebnis
von Grundstimmungen und stehen in einem ständigen Wechsel zueinander.
SnF, Seite 180
Rituale und Symbole gelten nach wie vor. Sie erzeugen die
Grundstimmung, die zur Besinnlichkeit führt und Gefühl zu Mitgefühl
wachsen läßt. Dem Stimmungscharakter entsprechend, der im Gegensatz zum
Gefühl zunächst ungerichtet, d.h. nicht objektbezogen ist, zeigt sich
in der Weihnachtszeit und mit dem Weihnachtsfest eine auf Verständigung
zielende und an den Anderen denkende Grundverfaßtheit des Menschen -
unbeschadet von Konsum und "Geschenkerummel", getragen von der
Sehnsucht nach Frieden. Für einen Moment, so scheint es, bleibt die
Zeit stehen. Der feierliche Augenblick als Kontrast zur Alltagswelt
fördert nicht nur Empathie, vielmehr stiftet er auch die Hoffnung für
das eigene Selbst.
SnF, Seite 181